Von Oliver Fritzsch und Zhang Liou
Hermann Simon, renommierter ?konom und Begründer der Theorie der ?Hidden Champions“, gab People′s Daily Online am Rande der Veranstaltung zur Investitionsf?rderung chinesischer und deutscher ?Hidden Champions“ in der ostchinesischen Stadt Nanjing ein exklusives Interview. Im folgenden Text wurde das Interview zusammengefasst.
Im Gespr?ch über die internationale Kooperation von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Bereich Innovation sprach Prof. Simon die neue weltpolitische Lage an, die den internationalen Handel erschweren werde. ?Da die Schwierigkeiten insbesondere von Amerika ausgehen“, werde die Kooperation zwischen Deutschland/Europa und China wahrscheinlich wichtiger. Die Rede von De-Globalisierung offenbare eine zu einseitige Sicht, denn in der Globalisierung gehe es darum, Exporte zunehmend durch Direktinvestitionen zu ersetzen.
Chinesische und deutsche KMU passen sich an die neuen Gegebenheiten an, was an den deutschen Rekordinvestitionen in China und steigenden chinesischen Investitionen in Deutschland deutlich zu erkennen sei. Au?erdem werde das Potenzial Chinas für Innovationen st?rker erkannt und beachtet. Simon nannte einige Beispiele: Ein Hidden Champion, der im Bereich hochwertiger Pumpen t?tig ist, baue sein Kompetenzzentrum für künstliche Intelligenz in China auf, und das chinesische Business-?kosystem werde von einem Unternehmen genutzt, das Systeme für die Herstellung der Brennkammern von SpaceX-Raketen liefert.
In Hinblick auf die F?rderung von ?spezialisierten, exzellenten, differenzierten und innovativen“ KMU durch die chinesische Regierung sagte Simon, dass dem Staat in der Bildung eine wichtige Rolle zukomme. ?Da ist das chinesische System, glaube ich, sehr gut“, so Simon. Bei Wissenschaft, Forschung und der Integration mit der Industrie sehe er die Regierung auch in einer wichtigen Rolle. Deutschland habe dort jedoch eine Schw?che, da es zu wenige Unternehmer gebe, die aus wissenschaftlichen Erkenntnissen marktf?hige Produkte machten.
Herman Simon im Interview mit People's Daily Online. (Foto von Yu Le/ People's Daily Online)
Simon erw?hnte die bessere Qualit?t in chinesischen Fabriken im Vergleich zu vor 25 Jahren. Mittlerweile gehe es aber nicht mehr nur um niedrige Kosten, sondern heute stehe ?ganz klar das Thema Innovation im Vordergrund“. Das sei auch einer der Gründe, weshalb China für deutsche Hidden Champions so attraktiv sei. Neben der Gr??e des Marktes gewinne die Innovationsf?higkeit in China immer mehr an Bedeutung. Er sagte, es gebe auch Firmen, die ihre gesamte Wertsch?pfungskette nach China verlegt haben. Viele Hidden Champions h?tten inzwischen ihre gr??te Fabrik in China. Man k?nne vermuten, dass der chinesische Markt für deutsche Unternehmen noch wichtiger werde.
Auf die Frage, in welchen Bereichen chinesische und deutsche Unternehmen sich wechselseitig erg?nzen k?nnten, nennt Simon die Schnelligkeit und Produktionsf?higkeiten in China und die individuelle Ma?fertigung in Kleinserien auf deutscher Seite. Vor dem Hintergrund der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen China und der EU, die sich in diesem Jahr zum 50. Mal j?hren, bezeichnete er die Entwicklung des Handels zwischen den beiden Partnern als eine gro?e Errungenschaft.
Simon glaubt, dass den kulturellen Beziehungen zukünftig noch mehr Bedeutung zukommen werde. Der Aufbau von Vertrauen zwischen V?lkern, Individuen und Firmen sei die Basis für eine langfristige Zusammenarbeit, weshalb er den kulturellen Austausch als wichtige Basis für die wirtschaftliche, aber auch friedliche politische Entwicklung betrachte.
Auf die Frage, was er deutschen Unternehmen sagen würde, um ihnen mit einem Satz die Chancen in China zu vermitteln, antwortete er: ?Ohne China geht es nicht – du musst nach China gehen.“